Was sind deine Träume, Wünsche und Ideen, die du unbedingt noch verwirklichen möchtest?
Hast du dafür eine eigene Liste, die „Bucket List“?
Oder fragst du dich, was soll ich damit?
Wie du gleich lesen wirst, gibt es dazu viele Meinungen.
Für die einen ist sie Ansporn für die anderen Druck und wieder andere denken sich wozu?
Richtig populär wurde das Nachdenken über die Dinge, die wir immer schon mal machen wollten und bisher – aus welchen Gründen auch immer – nicht verwirklicht haben durch den Film „Das Beste kommt zum Schluss.“ (The Bucket List) von 2007 mit Jack Nicholson und Morgan Freeman. Die beiden spielten zwei unheilbar Krebskranke, die aus dem Krankenhaus flüchteten, um sich ihre letzten Wünsche und Träume zu erfüllen. Danach haben sich viele Menschen die Frage gestellt: Was steht denn eigentlich auf meiner Liste und wann gedenke ich diese in die Tat umzusetzen?
Meine erste Begegnung mit dem Thema war ebenfalls 2007. Leider aus sehr ähnlichen Gründen. Eine liebe Freundin beschloss, sich noch ihren letzten großen Wunsch zu erfüllen. Der war, nach Nordirland zu reisen, an der nördlichsten Küste zu stehen und sich den Wind um die Ohren pfeifen zu lassen, ein echtes Guinness in einem Pub in Dublin zu trinken, zu tanzen, zu singen und zu lachen. Sie wusste, sie würde nicht mehr lange auf diesem schönen „Blauen Planten“ bleiben können, doch das wollte sie unbedingt noch erleben.
Als es soweit war, rief sie mich an und war völlig aus dem Häuschen: „In drei Tagen geht es los, Nella! Endlich.“ Ihre beste Freundin begleitete sie dabei. Ich weiß, dass diese Reise ihr viel gegeben hat. Sie war so glücklich, als sie wieder nach Hause kam. Kurze Zeit später ist sie dann friedlich eingeschlafen.
Inhaltsverzeichnis auf einen Blick
14 Blogger*innen, Autoren*innen, Podcaster*innen, Lebensheld*innen und -künstler*innen antworten
Bei der Idee für diese kleine Blogaktion musste ich natürlich an sie denken und habe mich schon vorher oft gefragt, ob ich denn auch so eine Liste brauche. Welche Punkte sind bei mir noch offen? Was möchte ich unbedingt noch erleben? Meine Antwort kannst du neben den der anderen dreizehn wunderbaren Menschen unten nachlesen. Ich hoffe, wir können dich inspirieren und dir Mut machen.
Ich wollte wissen:
Wie denkst du über „Bucket Lists“ oder „Löffellisten“? Was steht/stünde ganz oben und warum?
Und:
Bist du eher „Team Später“: „Das-mache-ich-morgen“ oder „Team Sofort“: „Das-muss-schnell-passieren-am-besten-gestern“?
Hat sich das nach der Diagnose verändert?
Ganz wichtig: Hinterlasse uns gerne unten deinen Kommentar!
Wie siehst du das? Was ist deine Meinung zur „Bucket List“ zum (neuen) Zeitgefühl und der lieben Geduld?
Karens Antworten::
Den Gedanken einer Bucket List finde ich grundsätzlich gut. Ich persönlich brauche das nicht (mehr). Durch die Krebscommunity auf Instagram und meinen Podcastgesprächen habe ich von Schicksalen junger Menschen erfahren, die noch nicht all das erleben konnten, was ich mit meinen 52 Jahren – bzw. mit meinen 47 zum Zeitpunkt der Diagnose – schon erleben durfte. Ich kann einfach nur dankbar sein für jeden Tag, den ich leben darf. Inzwischen machen mich kleine Dinge , wie Waldspaziergänge vor meiner Haustür, schon glücklich. Was ich mir am meisten wünsche ist, dass wir endlich mal lernen achtsamer mit der Erde und untereinander umzugehen und das dieser Planet zu einem besseren Ort wird.
Ich war und bin immer der Typ gewesen, der seine Dinge sofort erledigt und erledigen möchte und neige eher zur Hektik in stressigen Situationen. Durch meine Diagnose bin ich schnell zur „Erwerbsminderungsrentnerin“ geworden und habe viel Zeit und trotzdem hat sich nicht viel an dem Verhalten geändert „wenn´s brennt“ . Ich habe und nutze die Zeit, um einfach viel zu lernen und bewusster mit Verhaltensweisen umzugehen.
Karen sagt über sich:
Mein Name ist Karen Abel. Im Jahr 2018 erhielt ich mit fast 48 – als Mutter einer damals 10- jährigen Tochter – die Diagnose metastasierter Lungenkrebs, an dem immer mehr junge Menschen, Nicht-und Nieraucher*innen erkranken. Ich war 3 Jahre dank zielgerichteter Therapie stabil und seit Sommer 21 habe ich mit mehreren Progressen zu tun und bin schulmedizinisch fast austherapiert. Im November 2019 startete ich spontan meinen Podcast „Let`s talk about cancer“. Ich unterhalte mich ungefiltert, authentisch, offen & ehrlich mit Menschen, die das „Leben mit Krebs“ kennen. Im Mai 2021 habe ich die Gruppe „LungPowerWomen“ initiiert, in dem wir – 8 junge an metastasierten Lungenkrebs erkrankte Frauen – in der Öffentlichkeit über Lungenkrebs aufklären.
Claudias Antworten:
Ich mag Bucket Lists – sie visualisieren Ziele & Träume!
Ist man jung und gesund, geht man von einer laaangen Zeitspanne aus, in der man Punkt für Punkt abhaken kann. Ist man jedoch unerwartet mit einer unheilbaren Krebserkrankung konfrontiert, ändert sich plötzlich alles.
Für mich – mit meiner metastasierten Brustkrebserkrankung – gilt folgender Satz: Das Leben ist zweifellos härter und kürzer geworden, aber bestimmt auch intensiver und bunter.
„Every day is an adventure“ – lautet mein Motto und das lebe ich Tag für Tag. Ich versuche in allem Negativen das Positive zu erkennen. Und surprise, surprise – nicht alles an einer Krebserkrankung ist schlecht. Ich habe beispielsweise jede Menge neue FreundInnen dazugewonnen und durfte mich über so manchen magic moment freuen.
Ganz oben auf meiner persönlichen Bucket-List stehen folgende Ziele:
- Mein 50. Geburtstag (2025)
- Fahrt mit der transsibirischen Eisenbahn
- Meet & Greet mit meinen Pet Shop Boys
Wer mich kennt, weiß: Ich bin aktiv, busy und stehe immer am Gas. Somit gehöre ich zum Team „Das-muss-schnell-passieren-am-besten-gestern“.
Die Diagnose hat mir verdeutlicht, dass ich nicht mehr alle Zeit der Welt habe. 2013 habe ich gehört: „Sie haben eine Durchschnittsüberlebenszeit von 2 Jahren“. Aber ich bin ein Glückskind und darf immer noch da sein. Und ja, ich bin bestimmt auf der Überholspur unterwegs, sammle Begegnungen und Eindrücke – solange es noch geht.
Claudia sagt über sich:
Die Diagnose kam 2013 aus dem Nichts und zog mir sprichwörtlich den Boden unter den Füßen weg: Brustkrebs mit Metastasen in Leber und in den Knochen; 2018 dann noch Bauchfellmetastasen. Prognostizierte Durchschnittsüberlebenszeit: 2 Jahre.
Allen Vorhersagen zum Trotz bin ich noch immer da. Ich will leben und Spuren hinterlassen – besonders mit meinem Engagement als Brustkrebsaktivistin, Patientenvertreterin und Bloggerin („Claudias Cancer Challenge“). Schließlich geht es darum, der Krankheit ein Gesicht und eine Stimme zu geben, sowie Community („Meta Mädels“) zu schaffen.
Meinen Krebs sehe ich als Beifahrer, den ich nicht mehr loswerde – von dem ich mir aber so lange wie möglich nicht ins Steuer greifen lassen will.
Paula Ellerbrock alias Paulina Paulette
Bloggerin und PodcasterinWebseite – PaulinaPaulette
Podcast – 2frauen2brueste„
Instagram
Paulas Antworten:
Ich habe keine Löffelliste – auch, wenn ich das Visualisieren von Wünschen eigentlich ganz schön finde.
Meinen persönlichen Tiefpunkt meiner Erkrankung hatte ich, als mit Ärzten und Psychologen das Thema Sterben im Raum stand.
Ich zerknüllte diese Liste, bei der noch so viele Punkte offen waren. Ich wollte meiner Familie keine unvollständige Auflistung von „Das-hat-sie-nicht-mehr-geschaffts“ oder „Hätten-wir-dochs“ hinterlassen.
Wünsche veränderten sich. Und so war die Reise nach Rio gar nicht mehr wichtig, sondern das Frühstück mit der Familie am Sonntagmorgen. Das gemeinsame Erdbeerpflücken. Oder der Spieleabend.
Und so schrieb ich nicht mehr auf, was ich noch machen möchte- sondern schreibe viel lieber auf, was ich geschafft habe, und was mir die größte Freude gebracht hat. Marmeladenglasmomente statt Löffelliste sozusagen.
Den zweiten Teil der Frage beantworte ich dir, liebe Nella morgen. Weil ich an ein Morgen glaube, und wieder etwas mehr Mut habe, Dinge in eine unbestimmte Zukunft zu legen. Heute bin ich nämlich verhindert. Du weißt schon- mit dem Leben von Marmeladenglasmomenten.
Paula sagt über sich:
Hallo, ich bin Paula, ich bin 35 Jahre alt, spießiger als ich dachte und rebellischer, als ich wollte.
Krebstheorien sind wichtig, aber was ist mit den Themen, die zum Krebs gehören und doch in keinem Arztzimmer Platz finden? Genau diese Gedanken teile ich auf meinem Blog, einem Podcast und auch auf Instagram und würde mich freuen, wenn du mal vorbeischaust.
Ganz frisch im November 2022 erschienen!
Mein Ratgeber „Warum sagt mir das denn niemand? – Was Du nach einer Krebsdiagnose alles wissen musst.“, 168 Seiten mit sehr praktischen und persönlichen Tipps für dich und deine Angehörigen. Ebenfalls in einer neuen Auflage, mein „Angstworkbook“ .
Für mehr Informationen, klicke auf diesen Link.
Davids Antworten:
1. Ich denke eine Bucketlist ist super um sich seine Ziele bewusst vor Augen zu halten. Gerade bei einer Erkrankung kann diese für manche ein wichtiger Anker sein. Auf meiner steht eine NHL (Eishockey) Reise und so viele Länder wie möglich zu sehen. Da ich Eishockeyverrückt bin steht für mich natürlich im Fokus, so viele Spiele wie möglich zu sehen.
2. Ich glaube ich bin weder das eine noch das andere Team. Ich habe durch die Erkrankung gelernt, die Prioritäten anders zu setzen. Wie in Frage 1 erwähnt, gibt es dazu eine Bucketlist. Sind mir die Dinge wirklich wichtig, dann setze ich sie auf die Liste. Nach der Diagnose hat sich das extrem geändert. Man achtet viel mehr auf Kleinigkeiten als vorher
David sagt über sich:
Mein Name ist David, ich bin auf Instagram unter „Davids Cancer Diary“ zu finden. Im Jahr 2019 erhielt ich die Diagnose Non-Hodgkin-Lymphom. Seither hat sich mein Leben komplett geändert. 2020 eine Trennung mit 2 Töchtern. 2021 fand ich meine neue Liebe. 2022 steht im Sinne der Wiedereingliederung und Reisen. Weiterhin ist jeder Tag ein Kampf und von Rückschlägen durch das fehlende Immunsystem begleitet.
Alex Antworten:
Ich sehe Bucket Listen etwas zwiegespalten. Auf der einen Seite geben sie vielen Mut und Kraft beim „Abarbeiten“ der Liste. Und: Man hat sich eine gewisse Aufgabe gestellt, womit man sich gut ablenken kann. Auf der anderen Seite kann man aber auch enttäuscht werden, weil die Träume zu hoch gesteckt sind und das „Erarbeiten“ wird zur Anstrengung. Doch am Ende finde ich, mit realistisch gesetzten Träumen, macht sie durchaus Sinn.
Ich gehöre definitiv zu der entspannten Variante. Vor meiner Diagnose war ich auch schon so eingestellt, allerdings hat die Realität mir eher das „Schnell-schnell-schnell- Leben“ vorgegeben. Doch seit der Diagnose ist es mir dann auch egal, wenn einer nicht warten kann. Eile mit Weile.
Alex sagt über sich:
Ich bin Alex und bekam mit 29 Jahren die Diagnose metastasierter Hodenkrebs. Seit sechs Jahren bin ich krebsfrei und engagiere mich ehrenamtlich für die Aufklärung von Hodenkrebs, bei LoveYourNuts Deutschland.
Martinas Antworten:
Bucket Lists sind in meinem Leben kein Thema, das liegt sicher daran, weil ich immer wieder Ideen aussäe und einfach wachsen lasse. Nach einer gewissen Zeit und manchmal überraschend finde ich die Pflänzchen daraus in meinem Leben.
Nach meiner Krebsbehandlung war ich lange wunschlos glücklich, hatte ich doch diese Krise überlebt. Aber langsam – aber sicher wachsen die Wünsche wieder und eine Neuseeland Reise ist ein Teil meiner Wunschliste.
Geduld war noch nie meine Stärke, aber die Krebsdiagnose hat in bestimmten Teilen des Lebens mehr Milde für Menschen mitgebracht und gleichzeitig meinen Blick für Zeitverschwendung geschärft. Ich versuche immer rasch auf den Punkt zu kommen und Dinge zu erledigen.
Martina sagt über sich:
Ich bin Martina Kahlert, die LebenskräfTigerin und liebe es im Wald oder am Rhein unterwegs zu sein. Meine Berufung habe ich als Therapeutin, Trainerin und Autorin gefunden. Immer wenn ich Frauen zu mehr Selbstliebe und Lebensfreude anstiften kann, habe ich richtig Freude. Genährt sein und die Dinge in Bewegung bringen ist mein großes Ziel.
Danielas Antwort:
Das Wort „Bucket List“ mag ich nicht. Lebenswunschliste nenne ich es.
An erster Stelle steht das Reisen in – für mich besondere – deutsche Städte wie Aachen (Dom), Wismar, Münster, Köln (die Stadt meines Herzens), Berlin (hier leben zwei wunderbare Frauen, die ich gerne persönlich kennenlernen möchte).
Seit meiner Infektion lebe ich quasi im Dauerlockdown. Es wäre schön, nach langer Zeit wieder unter Menschen zu sein, etwas anderes sehen als den Weg zum Arzt, den Blick aus dem Fenster.
Nach meiner Diagnose habe ich gelernt, ein „Das-mache-ich-morgen-oder-übermorgen-Mensch“ zu werden. Die noch vorhandene Energie sehr gut einteilen ist wichtig, damit ich meinen Alltag so gut wie es geht alleine weiter bewältigen kann. Das war ein hartes Stück Arbeit für mich, die „Fünfe“ gerade sein zu lassen. Nach 2,5 Jahren kann ich Wollmäuse auf meinem Boden freundlich begrüßen.
Daniela sagt über sich:
Ich bin Daniela Kühnl und versuche immer posimistisch zu sein. Klappt nicht immer. Nach einer EBV-Infektion 2020 (oder war es doch Covid19?) lebe ich mir der Diagnose ME/CFS und Fibromyalgie..
Bis heute gibt es weder Forschung noch Heilung und wird im Studium nicht gelehrt. Um auf die Erkrankung aufmerksam zu machen, blogge ich auf meinem eigenen Blog „MEelas-Welt“ und auf Instagram. Außerdem habe ich für Betroffene das „Dein Ernährungs-, Symptom- & Schmerztagebuch“ entwickelt, das übrigens auch für Krebspatienten interessant sein kann. Hier der Link für dich, wenn dich das interessiert. Aktuell ist mein Buch „Was bringen dir Gdb & Merkzeichen? Lohnt sich der Weg vom Antrag bis zur Klage?“ und ein Kinderbuch zu ME/CFS und Long Covid im Zieleinlauf.
Christians Antworten:
„Bucket List, ein Symbol bisherig falsch investierter Lebenszeit und Verschwendung, suggeriert ein erfüllendes Leben geführt zu haben, wenn man am Ende des irdischen Daseins plötzlich „positive“ Handlungen und Ereignisse durchlebt wie ein Jäger und Sammler. Bonus- und Treuepunkte für das Jüngste Gericht zu sammeln, damit die leere Seele gefüllt ist, garantiert kein Glück und seelisches Gleichgewicht. Die kurzfristige Befriedigung körperlicher Bedürfnisse ist ohne Wert, entspricht aber unserem Konsumverhalten.
Die Bucket-Liste schränkt aus meiner palliativen lebensbejahenden Sicht meine tägliche Freiheit ein, verkrampft würde ich an den geschriebenen Zielen festhängen, nur mit dem Ziel egal wie die Liste abzuhaken. Viel lieber verfolge ich dem individuellen Ansatz, die Erlebnisse und Ereignisse, die mir im Hier und Jetzt und auf Basis meinen allgemeinen Körperzustandes guttun, zu erfüllen. Frei von ein MUSS der Liebe, der Unbefangenheit mit einem Grad von Verspieltheit zu folgen.
Mit meiner Horrordiagnose im November 2020 bin ich vom Typ „Aufschieberitis“, das hat auch noch Morgen Zeit, nächste Woche, … (wenn ich das habe, dann mache ich…), zum „Tages-Hedonisten“ geworden. Das Aufstehen und erste Hineinhorchen in meinen Körper sagt was ich heute zu leisten vermag und will. Ich verfolge keinen fremdbestimmen Erwartungen mehr, sondern gestalte individuell in einen übersäten Terminkalender aus Arztbesuchen und Therapietagen.“
Christian sagt über sich:
„Ich bin Christian, 52 Jahre jung, leidenschaftlicher Hobbykoch, Mountainbiker und Fotograf und Palliativpatient mit metastasiertem biliärem Karzinom der Gallenblase. Seit 2020 lebe ich mit der Erkrankung im Endstadium IV mit den Höhen und Tiefen, gebe jedoch niemals auf. Ich liebe es, Menschen mitnehmen zu dürfen auf meine Reise, unterstütze Cancer Unites, Kurvenkratzer und YesweCan_cer. Ich zeige wie palliativ mit viel Lebensgestaltung im Hier und Jetzt das Leben ein Stückchen freier sein kann. Mit meinem „altmodischen“ Blog biete ich eine echte Alternative zu Insta und anderen oberflächlichen Krebsinformationen an.“
Nella Rausch
Bloggerin, Autorin und PodcasterinNellas Antworten:
Einkaufslisten, To-do Listen, Check-Listen, Ablaufpläne und was es da nicht alle gibt. Wir sind alle sehr kreativ im Erfinden immer neuer Aufstellungen, damit uns nichts aus dem Blick gerät. Jedes noch so kleine Projekt hat eine entsprechende Liste, die abgearbeitet werden will. Ich gebe zu, auch ich habe solche Listen, aber eine „Bucket List“? Wie du dir bereits denken kannst, stressen mich diese ganzen Listen ziemlich. Der Gedanke, meine Wünsche und Träume auch auf eine solche Liste zu setzen, macht mich fast ein wenig traurig. Muss ich mich tatsächlich daran erinnern, was ich einmal wollte?
Für mich gilt das Motto: „My second name is flexibility“. Das Leben verändert sich und mich ständig. Ich freue mich auf das, was kommt, schaue auf das, was geht und entscheide dann. Natürlich habe ich viele Ideen und Projekte im Kopf, aber der Gedanke, kurz vor „Ende der Veranstaltung“ auf eine Liste zu schauen und mir vor Augen halten zu müssen, was ich alles doch nicht geschafft habe, lässt mich erschauern. Von mir ein klares Nein zur Bucket-List. „Ich habe leider kein Foto für dich.“
Ich gehöre eindeutig zu Team-Sofort. Das war schon vor der Diagnose so. Mich in Geduld zu üben, ist meine Lebenschallenge. Das gilt allerdings nicht für Situationen wie die Schlange an der Kasse oder dem Stau oder so. Da habe ich die Ruhe weg. Ich meine eher so Sachen wie: Anrufe bei Ämtern, klärende Gespräche oder auch das Verwirklichen meiner eigenen Projekte.
Nella sagt über sich:
Die Diagnose Non-Hodgkin-Lymphom im IV Stadium erhielt ich 2015 in meinem 49. Lebensjahr. Damals dachte ich noch mit Bangen an meinen bevorstehenden 50-igsten Geburtstag. Würde ich ihn überhaupt erleben dürfen? Mein Kinder waren 9, 12 und 25 Jahre jung. Der Weg der vor mir lag, war lang und steinig. Aber heij, hier bin ich. I am still alive!
Um anderen Betroffenen und Angehörigen die herausfordernde Zeit etwas leichter zu machen, sie mit praktischen Informationen und nicht ganz so üblichen Tipps zu versorgen, habe ich 2019 meinen Blog „Zellenkarussell“ gegründet. Dann kam ein Podcast „Nellas Neuaufnahme“ und schließlich ein Ratgeber gespickt mit vielen persönlichen Erfahrungen und ein Angstworkbook dazu. Wenn dich das interessiert, kannst du gerne mal auf dieser Seite schauen.
Isabel Reusser
Autorin und Bloggerin „Meine (Ex-) Gebärmutter“ – (Autoren)Webseite
facebook und Instagram
Isabels Antworten:
Meine Bucket List hat mir geholfen meine Entscheidung zur Gebärmutterentfernung zu treffen. Ich wollte unbeschwert mit meinen Kindern im Meer schwimmen, eine Auslandsreise machen, mir einen Hund anschaffen und so vieles mehr, wofür mir aber die Kraft fehlte. Mein kranker Körper forderte meine ganze Aufmerksamkeit.
Nach der Genesung von meiner OP hatte ich so viel Lust auf Leben und habe gleich einige Punkte meiner Bucketlist umgesetzt. Zwei wunderschöne Auslandsreisen – Mittelmeer Kreuzfahrt und USA Reise mit Schwimmen im Meer und ein süßer Welpe ist mittlerweile bei uns eingezogen. Ich lebe mehr im hier und jetzt, wer weiß was morgen kommt.
Isabel sagt über sich:
Ich bin Isabel Reusser, lebe mit meinem Mann und meinen zwei Kindern in Köln. Nach einem langen Leidensweg habe ich mir mit 42 die Gebärmutter entfernen lassen und ein Buch geschrieben. Mein Buch „Meine (Ex-) Gebärmutter“ soll anderen betroffenen Frauen auf ihrem Weg helfen, die richtige Entscheidung zu treffen.
Sabines Antworten:
Ich habe keine explizite Bucketlist in schriftlicher Form, allerdings habe ich viele Dinge in meinem Kopf, die ich noch in meinem Leben umsetzen möchte. Ganz oben steht für mich das Reisen, gerne auf andere Kontinente und erkunden anderer Länder, weil ich es einfach super spannend finde, in mir unbekannte Kulturen einzutauchen und dort meine Erfahrungen zu sammeln. Im Sommer 2022 habe ich mit Thailand angefangen. Es war grandios.
Es kommt darauf an, wenn ich etwas wirklich will und mir in den Kopf gesetzt habe, habe ich genug Energie das sehr schnell auch umzusetzten. Andere, für mich eher nicht so relevante Sachen, schiebe ich dagegen schon mal ganz gerne vor mich her. Grundsätzlich bin ich durch meine Diagnose damals und auch durch mein älter werden, gelassener geworden. Auf keinen Fall habe ich mehr Lust mich zu stressen oder stressen zu lassen. Die Erkenntnis den „inneren Antreiber“ mal links liegen zu lassen und mehr dem Fluss des Lebens zu folgen tut mir wahnsinnig gut.
Zur Person:
Sabine Schoeffler, 53 Jahre aus Köln. Ich habe meine Diagnose Non-Hodgkin B-Zell-Lymphom im Stadium IV in 2017 erhalten. Die Ärzte hatten mir eine 50/50 Chance gegeben. Ich habe mir damals selbst das versprochen, dass, wenn ich überlebe mein Leben zu ändern. Das habe ich getan und mit Ende 40 meinen Job als Grafik-Designerin an den Nagel gehängt und zwei Ausbildungen gemacht, mit denen ich jetzt arbeite. Als Psychologische Beraterin und Coach unterstütze ich Frauen in Lebenskrisen und stärke sie in ihrem Selbstwert für ein glücklicheres und erfüllteres Leben.
Elas Antworten:
Oh Gute Frage, die irgendwie nicht einfach für mich zu beantworten ist. Ich versuche es mal. Im Grunde finde ich so eine „Bucket List“ gut. Gerade, wenn man an Personen denkt, die nicht mehr lange zu leben haben. Wobei ich dennoch denke, dass auch alle anderen im Grunde eine solche Liste haben. Egal ob nun in schriftlicher Form oder nur im Kopf. Ich selbst habe solch eine Liste, mit Dingen die ich unbedingt mal machen möchte bisher nur im Kopf, denke jedoch schon länger darüber nach, dass ich diese mal aufschreiben sollte. Und dann aber auch abarbeiten sollte. Denn gerade das ist so schwer. Denkt man dann doch wieder, dass darauf zu viele unerreichbare Dinge stehen. Dennoch finde ich, dass jeder eine solche Liste haben sollte. Ja und jetzt geh ich doch mal meine „Bucket List“ schreiben.
Mh, ich denke, ich bin, leider, eher im Team „Das-mache-ich-morgen“, wobei sich das immer stärker ändert in Team „Das-muss-schnell-passieren-am-besten-gestern“. Gerade durch die Diagnose hat es sich so verändert. Mit jedem Tag, den ich seitdem weiterlebe lerne ich, auf mich zu hören. Dinge möglichst gleich zu machen und nicht auf die lange Bank zu legen. Denn niemand weiß, ob und wie lange mich der miese Beifahrer verschont.
Ela sagt über sich:
Ich bin Ela, Jahrgang 1967 (der Beste Jahrgang ever), verheiratet, ein Sohn, gelernte Bürokauffrau und seit November 2021 selbstständig als virtuelle Assistentin. Meine Diagnose Brustkrebs bekam ich 2018, es folgte OP (Brusterhaltend) und Strahlentherapie. 2020 kam noch die Diagnose BCRA2 dazu, was mir eine weitere OP bescherte, nämlich Eierstöcke und Eileiterentfernung. Durch diesen Gendefekt muss ich nun die Antihormontherapie nicht fünf Jahre erdulden, sondern 7 1/2 Jahre.
Ganz frisch im November 2022 erschienen!
Mein Ratgeber „Warum sagt mir das denn niemand? – Was Du nach einer Krebsdiagnose alles wissen musst.“, 168 Seiten mit sehr praktischen und persönlichen Tipps für dich und deine Angehörigen. Ebenfalls in einer neuen Auflage, mein „Angstworkbook“ .
Für mehr Informationen, klicke auf diesen Link.
Susannes Antworten:
Meine Brustkrebsdiagnose mit Anfang 30 hat mir schon im jungen Alter meine Endlichkeit vor Augen geführt und mich klar erkennen lassen, welche Lebensträume noch unerfüllt vor mir liegen. Meine „Bucket Liste“ habe ich dann nach Abschluss meiner Therapie erstellt, allerdings ohne sie „mit Druck“ abzuarbeiten. Mein größter Wunsch, noch Mutter zu werden, hat sich durch „loslassen“ und „vertrauen“ erfüllt. An anderen Träumen, wie meinem ersten eigenen Buch, oder der Pilgerreise auf dem Jakobsweg, arbeite ich allerdings sehr konkret. Manchmal habe ich das Gefühl, all das hätte schon gestern passieren müssen und dann versuche ich mir zu sagen, dass ich noch Zeit dafür habe.
Susanne sagt über sich:
Ich heiße Susanne, bin seit 2012 BreastCancerSurvivor, Bloggerin, Lebemensch, Leuchtturm-Liebhaberin, Mutter eines Sohnes nach der Krebsdiagnose, Frau und Ehefrau, Freundin, Naturliebhaberin, Achtsamkeitsfan und Autorin in den Startlöchern. Meine Erfahrungen mit der Krebserkrankung sollen anderen Betroffenen Mut machen. Meine Intention ist es, dazu beizutragen, Worte beim Thema Krebs zu finden, die uns verbinden.
Brittas Antworten:
Ganz oben auf meiner „Bucket List“, wobei ich diesen Ausdruck eigentlich nicht sehr mag, steht noch immer, meine Kinder aufwachsen zu sehen. Kleinere Ziele wie den Marathon, den ich letztes Jahr gelaufen bin, sportlich über mich hinauszuwachsen, Auszeiten für mich, jedes Jahr mindestens einmal am Meer zu sein, stecke ich mir immer wieder und setze diese auch um. Das größte Ziel ist jedoch, weiterhin gesund zu bleiben. Ganz oben steht auch, über das Thema Krebs und Vorsorge aufzuklären und wenn ich auch nur eine Person motivieren kann, sich mit oder ohne Krebserkrankung zu bewegen, habe ich dieses Ziel bereits erreicht.
Früher habe ich persönliche Ziele gerne auf morgen verschoben, weil ich dachte, dass dafür noch später so viel Zeit sei. dies hat sich seit meiner Erkrankung verändert, da ich weiß, dass es morgen schon zu spät sein kann.
Zur Person:
Ich bin Britta, 52 Jahre alt, und erhielt 2013 und 2018 die Diagnose Brustkrebs. Durch die Krankheit habe ich eine Brust verloren, jedoch das Laufen für mich gewonnen und meine Sicht auf viele Dinge im Leben haben sich seitdem verändert. Zur Zeit bin ich krebsfrei, der Krebs nimmt eine immer kleinere Rolle in meinem Leben ein und ich bin glücklich, immer noch hier zu sein.
Bleibt mir nur noch ein großes Dankeschön an alle auszusprechen, die mitgemacht und mir ihr Vertrauen geschenkt haben. Schön, dass ihr jetzt mit diesem Beitrag auch ein Teil des Zellenkarussells seid.
Merci vielmals, eure Nella.
Ja und du, liebe Leserin, lieber Leser,
wie denkst du über „Bucket Listen“?
Wir haben ja schon die „Hosen runter gelassen“. Schmunzel.
Jetzt bist du dran, wenn du magst natürlich nur.
Wir würden uns unheimlich freuen von dir zu lesen.
Unter den Links ist das Kommentarfeld für deine Gedanken.
Merci.
Was ich dir noch unbedingt empfehle!
Einen ähnlichen Beitrag allerdings mit einer ganz anderen Frage, nämlich: „Willst du eigentlich dein altes Leben vor der (Krebs)Diagnose zurück?“, habe ich 2021 mit 16 Betroffenen zusammen gemacht. Ein großartiges Projekt, das auf viel Resonanz gestoßen ist.
Hier der Link dazu: Willst du eigentlich dein „altes Leben“ vor der Krebsdiagnose zurück? Eine Frage, 16 Antworten. – Zellenkarussell
Und UDO JÜRGENS: Heute beginnt der Rest deines Lebens (Die volkstümliche Hitparade im ZDF 30.05.1996) – YouTube