1 Erste Phase - DiagnoseBücher RezensionenNeuigkeiten

Tanja Bülter „Brust raus – Wie ich den Krebs besiege und dabei ICH bleibe.” 

Rezension von Nella Rausch 

Tanja Bülter erhielt im Herbst 2020 ihre Brustkrebsdiagnose. Sie hatte, wie zahlreiche andere Frauen vor und nach ihr einen Knubbel beim Duschen getastet und war stutzig geworden.  
 
Der Verdacht einer Brustkrebsdiagnose war noch nicht zur Gewissheit geworden, als sie in das Auto ihrer Freundin Kerstin Linnartz steigt. Ihr gegenüber äußert sie erstmals ihr mulmiges Gefühl und ihre böse Vorahnung. An diesem Abend soll eine Charity-Veranstaltung der Deutschen Krebshilfe stattfinden. Sie ist wie einige andere Prominente angefragt worden, um bei diesem Event für die gute Sache zu kellnern. Ähnliche Anfragen bekommt sie häufig, das war nichts Außergewöhnliches, die Begleitumstände schon.  
 
Damit beginnt ihr 208-seitiger autobiografischer Einblick in das neue Leben, das einige Wochen später beginnen wird.   

Es musste schnell gehen.

Unbeeindruckt von dem beschworenen „Das kann ja gar nicht sein” der Freundinnen, wird Tanja Bülter einige Tage später die Brustkrebsdiagnose mitgeteilt. Der Tumor ist äußerst aggressiv (Triple negative, Stage 3 und ca. 2 cm groß) und eigentlich ist Eile geboten.

Eigentlich. Termine für weitere Untersuchungen und diagnostische Verfahren sind erst in sechs bis acht Wochen zu bekommen. So entscheidet sie sich dafür, ihr eigenes Behandlernetzwerk ihre Kontakte zu aktivieren. Sogar ihre Zahnärztin kann für sie einen wichtigen Arzt-Slot bei einem befreundeten Kollegen vereinbaren. 

In kurzer Zeit tun sich zahlreiche Fragen auf, die alle Bereiche Tanjas Lebens betreffen. Daher macht sie das, was ihr in diesem Gefühlschaos wieder etwas Struktur und Sicherheit verleiht: Sie erstellt eine To-do Liste. Das geht vom medizinisch Notwendigen, hin zu den Regelungen und Absprachen in der Familie und schließlich auch um die Frage: “Wie manage ich das alles mit meinem Job vor der Kamera?”

“Ich fühlte mich wie eine Kuh an der Südsee. Komplett verloren.”

Tanja Bülter findet eigene Strategien und ist überrascht über das Spektrum an Möglichkeiten. Yoga und die für die ehemalige Handballerin ungewohnte Meditation sind nur zwei davon. Aber genau die werden zu ihrer eigenen Überraschung zu einem festen Termin in ihrer neuen Agenda. 

Sie telefoniert mit Frauen, die ihr über ihre privaten Kontakte als Gesprächspartnerinnen empfohlen werden. “Ruf doch xyz an, die weiß, was du durchmachst, und kann dir sicher Tipps geben.” könnte die Aufforderung gelautet haben.

Sie greift zum Hörer und tauscht sich mit “wildfremden” Frauen aus. Sie recherchiert alles, was ihr in den Sinn kommt und ihr helfen könnte, die Therapie und das “Drumherum” zu meistern. Dabei stößt sie auch auf ungewöhnliche Lösungen, die sie ergänzend zur Schulmedizin einsetzt und verliert dabei eines nie: die Hoffnung auf Heilung.

Dass sie sich trotzdem hier und da “wie eine Kuh an der Südsee” fühlt, ist nachvollziehbar und ein Bild, das mir beim Lesen besonders gefällt. Das wäre auch ein passender Buchtitel gewesen, denke ich schmunzelnd. 

Happy Monday. Cool Caps. Freundschaft. 

Der Behandlungsmontag wird zu ihrem “Happy Monday” und zusammen mit der “Gute-Laune-Playlist“ und den “Wohlfühlbildern” auf ihrem Smartphone zu einer positiv bestärkenden Inszenierung. Die Schwere und die dunklen Momente sollen nicht die Übermacht gewinnen. 

Eine Perücke kommt für sie nicht infrage. Das steht fest. Daher entschließt sie sich für den Einsatz der Kühlkappe (Cool Cap) gegen Haarverlust und findet eine passende Praxis in ihrer Nähe. 
 
So sitzt Tanja im Herbst 2020 in warme Decken gehüllt plus Wintermantel und mit heißem Tee in Griffnähe, Woche um Woche in ihrem Behandlungsstuhl mit Kältekappe auf dem Kopf nebst der verschriebenen Chemoinfusion und lässt die Prozedur geduldig über sich ergehen.

Dort lernt sie ganz am Anfang Anja kennen. Eine Begegnung, die sich für beide als so etwas wie eine glückliche Fügung entpuppt. Sie stärken sich gegenseitig, rufen sich immer wieder an und fahren sogar gemeinsam weg. Der Beginn einer Freundschaft, die auch noch über die Therapie hinaus halten wird. 

Expertenrat und Interviews 

Die Kinder werden auch eingeweiht. Davor hatte sie am meisten Angst und holte sich Rat bei einer Psychologin, die sie später für ihr Buch interviewt. Frau Dr. med. Olga Stankowitz-Dahmen ist eine von vielen Ärztinnen, Ärzten und anderen Fachleuten, die Tanja für ihr Buch zum Gespräch bittet.

Dabei geht es unter anderem um den Ablauf der Chemotherapie, Aspekte der Ernährung, die Bedeutung der Bewegung, Erläuterungen zur Strahlentherapie, die Veränderung des Hormonhaushalts, Wechseljahre und die Libido.

Die Psychologin rät ihr zu einem gemeinsamen Spaziergang im Wald, zu dem sie auch ihren Ex-Mann mitnimmt. Die Kombination aus Umgebung und Botschaft: Mama schafft das und Papa ist ja auch noch da, beruhigt.  

Wie klein die Medienwelt doch ist. 

Irgendwann bekommen auch die Medien Wind von Tanjas Brustkrebsdiagnose. Bisher waren nur ein kleiner privater und beruflicher Kreis eingeweiht. Alles lief gut, bis der Anruf kam. Ab diesem Zeitpunkt musste sie sich auch dieser zusätzlichen Herausforderung stellen.

Tanja Bülter erhält über Nacht Hunderte Nachrichten über ihren Instagram-Account, Interviewanfragen und E-Mails. Sie wird mit Fragen und guten Wünschen bestürmt. Genau in dieser Zeit entsteht die Idee, ein Buch zu veröffentlichen um die Tipps und Techniken, die sie für sich gefunden hat, auch anderen mit auf den Weg zu geben.

Und noch eine Runde 

Ihre Positivität hilft ihr durch ihr in allen Facetten völlig verändertes Leben. Tanja Bülter verliert diese Einstellung auch dann nicht, als sie erfährt, dass der ersten Therapie eine zweite folgen soll, “Es ist noch was da.”, so die nüchterne Nachricht. Wieder das Komplettprogramm mit Chemo- und Strahlentherapie und natürlich mit Kühlkappe. 

Die Aussicht auf den heiß ersehnten Urlaub lässt sie zu ungewöhnlichen Mitteln greifen, den die Ärzte mitgehen. Strahlen- und Chemotherapie laufen zeitweise parallel, um den Reisetermin für die Familie zu halten. Schöne Perspektiven setzen eigene Kräfte frei. Das Konzept greift und Tanja Bülter macht das, was viele Krebserkrankte nach der Therapie tun, sie überlegt sich, was sie aus den Erkenntnissen und Erfahrungen neben dem Buch noch alles für andere tun kann.

Fazit

Was die Besonderheit dieses Buches ausmacht, ist die Mischung aus autobiografischer Nähe und Experten-Interviews mit fachlichen Hintergrundinformationen. Die in der Mitte eingestreuten privaten Fotos, sowie die lebendige Erzählweise verstärken das Gefühl, Tanja Bülter auf ihrem Weg zu begleiten.

Durch die Kombination aus privatem Netzwerk und Expertenrat zeigt Tanja Bülter, wie wichtig es ist, sich umfassend zu informieren, verschiedene Perspektiven einzufordern und sich nicht abwimmeln zu lassen. Die eigene Strategiesuche ist dabei aus zweierlei Sicht wichtig: Erstens, um nicht in Ohnmacht zu versinken und zweitens eine Form der Verarbeitung und / oder Ablenkung zu finden,

„Brust raus“ ist daher nicht nur ein persönlicher und emotionaler Bericht, sondern auch ein Leitfaden für jede Frau, die sich in einer ähnlichen Situation befindet. Es ist eine liebevolle und ermutigende Lektüre, die Hoffnung und Mut spendet.

Ich möchte dieses Buch aber auch Angehörigen oder Freunden empfehlen, die so besser verstehen können, was alles zu der Diagnose Krebs und dem Leben danach mit einem völlig neuen (Patienten-) Job gehört.

Und vielleicht lassen Sie es nach der Lektüre dann wie zufällig auf dem Wohnzimmertisch liegen, sollte die betroffene Lieblingsperson bisher wenig Interesse an derlei Geschichten gezeigt haben. Nur so ´ne Idee. 

Tanja Bülter „Brust raus – Wie ich den Krebs besiege und dabei Ich bleibe.“ Lübbe Verlag – Köln 2022 – 208 Seiten – 18 ,-
Der Link zum Buch bei Amazon.

Hörempfehlung: Tanja Bülter in „Nellas Neuaufnahme“

Noch mehr von Tanja Bülter und ihre Geschichte gibt es In meinem Podcast „Nellas Neuaufnahme“
Der Titel der 42. Folge lautet: „Ich fühlte mich wie eine Kuh an der Südsee. Komplett verloren.“
Worüber wir da sprechen? Einfach diesem Link flogen und unserem Gespräch lauschen.

Zum Reinschnuppern in das Thema Positive Psychologie empfehle ich dir meine Glückssucher-Challenge.
Hier kannst du dich anmelden: Glückssucher-Challenge Anmeldung – Zellenkarussell

Die ideale Ergänzung
zu „Brust raus“
Mein praktischer und vor allem persönlicher Ratgeber „Warum sagt mir das denn niemand?
Was Du nach einer Krebsdiagnose alles wissen musst.“
, der dich leicht durch den Dschungel der Formalien und den neuen Job als Patientin, als Patient führt.

Und mein Workbook gegen die Angst: „Angst lass nach!“.

Marion Glück schreibt über meinen Ratgeber „Warum sagt mir das denn niemand?“
„Ich begleite aktuell einen Krebspatienten. Alle Ideen von mir wurden vom Betroffenen abgelehnt. Kein Lebensmut mehr vorhanden. Dann fiel mir Nellas Buch in die Finger und alles hat sich verändert.

Ich wusste, wie ich richtig gut begleiten kann und worauf ich noch achten kann. Der Betroffene las das Buch parallel und schöpfte neuen Mut. Abgesehen davon macht es einen Unterschied, ob ich im Internet wichtige Dinge finde und anspreche oder ob eine ehemalige Krebspatientin diese empfiehlt.

Es hat sich soooo viel verändert. Jetzt ist die Chemozeit zur Hälfte geschafft und bisher läuft alles gut. Die Packlisten sind Gold wert. DANKE für dieses Buch!!!“
Mehr Informationen dazu gibt es hier:
Du brauchst – Meinen Ratgeber

<a href=“https://vg06.met.vgwort.de/na/eb9e76d77dd145eeb7eb2903c80875e3?l=URL_DES_DOKUMENTS“>LINK-NAME</a>

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert